Laktoseintoleranz – Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Schätzungen zufolge leidet jeder fünfte Deutsche an einer Lebensmittelunverträglichkeit. In vielen Fällen sind Milchprodukte für die Beschwerden verantwortlich – beziehungsweise der darin enthaltene Milchzucker (Laktose). Wenn es nach dem Verzehr von milchhaltigen Produkten zu Symptomen wie Blähungen, Völlegefühlen oder Durchfall kommt, könnten das Anzeichen für eine Laktoseintoleranz sein – auch als Milch- oder Milchzuckerunverträglichkeit bezeichnet. Was eine Laktoseintoleranz ist und welche Symptome sie verursacht, wie sie entsteht und was Betroffene dagegen unternehmen können, erklärt der folgende Artikel.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
Die Laktoseintoleranz ist eine enzymatische Spaltungsstörung. Normalerweise wird der Zweifachzucker „Laktose“ als natürlicher Bestandteil vieler Lebensmittel durch das Enzym „Laktase“ im menschlichen Verdauungstrakt in seine beiden Bestandteile „Glucose“ (Traubenzucker) und „Galaktose“ (Schleimzucker) gespalten, die anschließend über die Schleimhaut des Dünndarms in den Blutkreislauf gelangen und dem Organismus Energie liefern.
Bei einer vorliegenden Milchzuckerunverträglichkeit produziert der Körper nicht genügend Laktase, um größere Mengen an Laktose zu spalten. Das hat zur Folge, dass nach dem Verzehr von milchhaltigen Lebensmitteln unverdaute Laktose in den Dickdarm gelangt. Durch die Gärung der Laktose kommt es im Dickdarm zur Bildung von Gasen, was wiederum für die typischen Magen-Darm-Beschwerden der Laktoseintoleranz verantwortlich ist.
Welche Symptome verursacht eine Laktoseintoleranz?
Die Symptome einer Laktoseintoleranz werden durch vermehrte Gasbildung im Dickdarm verursacht, wodurch sie sich auf den Magen-Darm-Trakt beschränken. Typischerweise treten folgende Beschwerden auf.
- Blähungen
- Völlegefühle
- Übelkeit
- Erbrechen
- Krämpfe
- Unterbauchschmerzen
- Durchfallbeschwerden
Nicht bei allen Betroffenen tritt jedes der genannten Symptome auf. Auch die Schwere und der Verlauf der Beschwerden kann von Person zu Person stark variieren. Das hängt vor allem davon ab, wie ausgeprägt die enzymatische Störung ist.
Zwischen dem Verzehr von laktosehaltigen Nahrungsmitteln und dem Auftreten der Symptomatik können wenige Minuten bis mehrere Stunden vergehen. Der Schweregrad der Symptome kann von leichten Blähungen und Unwohlsein bis hin zu starken Bauchschmerzen in Verbindung mit Durchfall und Erbrechen reichen. Dabei können die Beschwerden nur kurze Zeit anhalten oder sich über mehrere Stunden hinziehen. Wenn die aufgenommene Menge an Laktose sehr hoch war, können sie Beschwerden sogar mehrere Tage anhalten.
Auch die Toleranzschwellen können von Person zu Person sehr verschieden sein. Während Betroffene mitunter schon auf geringe Mengen von 2 bis 3 Gramm Laktose mit Beschwerden reagieren, können andere trotz bestehender Laktoseintoleranz 10 Gramm (etwa ein Glas Milch) oder mehr zu sich nehmen, ohne sich unwohl zu fühlen.
Calcium-Mangel durch Milchunverträglichkeit
Um die Symptome zu vermeiden, verzichten Betroffene auf Milchprodukte. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Milch und ihre Erzeugnisse bei den meisten Menschen einen Großteil der Calcium-Zufuhr ausmachen. Wer gezielt auf Milchprodukte verzichtet, ohne das fehlende Calcium auszugleichen, riskiert einen Nährstoffmangel. Diese Schlussfolgerung ist aber noch nicht wissenschaftlich validiert.
Calcium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, der im Körper unter anderem für die Gesundheit der Knochen, die Muskelkontraktion oder die Blutgerinnung von Bedeutung ist. Typische Beschwerden eines Calcium-Mangels sind Muskelkrämpfe, Schwäche und Müdigkeit. Bei schwerwiegenden Mangelzuständen kann es auch zu Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen oder Osteoporose (Reduzierung der Knochendichte) kommen.
Um einen Calcium-Mangel bei Laktoseintoleranz zu verhindern, sollten Betroffene alternative Calcium-Quellen in ihre Ernährung integrieren. Dazu gehören laktosefreie Milchprodukte, calciumreiche Pflanzenmilch (Mandel- oder Sojamilch), grünes Blattgemüse (Brokkoli und Grünkohl), Mandeln oder Fisch (insbesondere Sardinen mit Knochen). Auch Calcium-haltige Nahrungsergänzungsmittel kommen infrage.
Ursachen – wie entsteht eine Laktoseintoleranz?
In den meisten Fällen liegen der Milchunverträglichkeit genetische Ursachen zugrunde. In diesem Fall sprechen wir von einer primären Laktoseintoleranz. Doch die Verdauungsstörung kann auch erworben werden und im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung auftreten, wobei wir von einer sekundären Laktoseintoleranz sprechen. Nähere Informationen dazu finden sich im folgenden Abschnitt.
Primäre Laktoseintoleranz
Im Säuglingsalter ist der menschliche Körper darauf ausgelegt, sich von Muttermilch zu ernähren. Um die darin enthaltene Laktose zu verdauen, produziert er viel Laktase. Nach dem Abstillen stellt sich das Verdauungssystem des Kindes auf andere Lebensmittel um und reduziert die Laktaseproduktion.
In jungen Jahren werden Laktose-haltige Lebensmittel wie Kuh‑, Schafs- oder Ziegenmilch meist gut vertragen. Mit zunehmendem Alter verliert der Organismus jedoch immer mehr seine Fähigkeit, Laktose zu spalten. Das wird auch als hereditärer (vererbter) Laktasemangel bezeichnet. Ob die Laktaseproduktion so stark absinkt, dass es zu Beschwerden kommt, hängt von der genetischen Veranlagung des Einzelnen und anderen physiologischen Faktoren ab.
Die ersten Symptome treten meist in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter auf und verschlimmern sich im Laufe der Zeit. Dieser allmähliche Verlauf der Laktoseintoleranz ist charakteristisch für die primäre Form.
Zwei seltenere Formen, die ebenfalls unter dem Begriff „primäre Laktoseintoleranz“ zusammengefasst werden und ausschließlich bei Kindern im Säuglingsalter auftreten, sind:
- Kongenitaler Laktasemangel: In sehr seltenen Fällen treten bereits bei Neugeborenen Durchfallbeschwerden nach der Gabe von Muttermilch auf. Das ist auf einen angeborenen Gendefekt (Neonataler Laktase-Mangel) zurückzuführen. Im Gegensatz zur hereditären Form, die sich im Laufe des Lebens entwickelt, tritt die angeborene Form sofort nach der Geburt auf. Aufgrund eines genetischen Defekts produziert der Körper keine oder nur sehr wenig Laktase. Dieser Zustand ist dauerhaft, sodass Betroffene in der Regel ihr Leben lang auf eine laktosearme oder laktosefreie Ernährung angewiesen sind.
- Entwicklungsbedingter Laktasemangel: Die Fähigkeit, Laktase zu bilden, entwickelt sich erst in den letzten Wochen der Schwangerschaft. Diese Entwicklung kann jedoch verzögert stattfinden, sodass bei Neugeborenen keine ausreichende Laktoseaktivität besteht und nach dem Verzehr von Muttermilch Durchfälle und Verdauungsbeschwerden auftreten. In der Regel bilden betroffene Kinder im Laufe der Entwicklung jedoch genügend Laktase, um Milchprodukte normal verdauen zu können.
Sekundäre Laktoseintoleranz
Die sekundäre Form der Laktoseintoleranz ist nicht genetisch bedingt, sondern tritt als Folge einer anderen Gesundheitsstörung auf, die die Laktaseproduktion oder ‑aktivität im Dünndarm reduziert. Hierbei ist auch von einem erworbenen Laktasemangel die Rede. Dieser tritt vor allem im Zusammenhang mit Entzündungen oder Infektionen des Darms auf. Denn Laktase wird in den Zotten des Dünndarms produziert. Liegt in diesem Bereich eine Entzündung oder eine andere Beeinträchtigung vor, kann das gar nicht mal so selten die Laktaseproduktion reduzieren.
Als häufigste Ursachen für die sekundäre Form der Laktoseintoleranz gelten:
- Magendarminfektionen: Infektionen des Magen-Darm-Trakts (Gastroenteritis, Lebensmittelvergiftungen) können vorübergehend die Laktaseproduktion beeinträchtigen.
- Entzündliche Darmerkrankungen: Krankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können die Dünndarmschleimhaut schädigen und die Laktaseproduktion reduzieren.
- Störung der Darmfunktion: Eine gestörte Darmflora oder anderweitige Störungen der Darmfunktion können die Entstehung einer Laktoseintoleranz begünstigen.
- Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere bestimmte Antibiotika, können die Darmflora verändern und die Verdauungsfunktion beeinträchtigen.
- Darmoperationen: Operationen, bei denen Teile des Dünndarms entfernt oder umgeleitet werden, können zu einer Beeinträchtigung der Laktoseverdauung führen.
- Strahlentherapie: Strahlentherapie im Bauchbereich kann die Dünndarmschleimhaut schädigen und die Laktaseproduktion zumindest eine Zeitlang reduzieren.
Ein wesentliches Merkmal der sekundären Laktoseintoleranz ist, dass sie in der Regel vorübergehend ist. Sobald die zugrunde liegende Ursache behoben ist, kann die Laktoseintoleranz nachlassen oder verschwinden.
Laktoseintoleranztest – wie lässt sich eine Laktoseintoleranz diagnostizieren?
Erste Hinweise auf eine möglicherweise bestehende Laktoseintoleranz kann bereits eine ausführliche Anamnese liefern – also eine Analyse der Beschwerden im Zusammenhang mit der medizinischen Vorgeschichte. Wenn der Patienten nach dem Verzehr von Milchprodukten wiederholt über Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Übelkeit klagen, liegt die Vermutung einer Laktoseintoleranz nahe. Vor allem bei Patienten, die aus Südostasien, China, aber auch Afrika und angrenzenden Gebieten stammen, sollte man besonders aufmerksam sein. Dort werden viel häufiger Laktoseintoleranzen beobachtet. Zur weiteren Diagnostik gibt es verschiedene Laktoseintoleranztests. Dazu zählen:
- Eliminationsdiät: Patienten werden dazu angewiesen, laktosehaltige Lebensmittel aus ihrer Ernährung zu streichen, um zu beobachten, ob die Symptome verschwinden. Nach einiger Zeit wird die Laktosezufuhr schrittweise erhöht, um festzustellen, ob die Symptome zurückkehren. Ist beides der Fall, liegt ein ziemlich eindeutiger Hinweis auf eine Laktoseintoleranz vor.
- Wasserstoff(H2)-Atemtest: Wenn unverdaute Laktose in den Dickdarm gelangt, entsteht durch die Gärungsprozesse auch Wasserstoff, der über den Atem wieder ausgeschieden wird. Im Rahmen des H2-Atemtests wird eine Laktoselösung verabreicht. Anschließend wird der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen. Erhöhte Werte sprechen für eine Latoseintoleranz. Dieser häufig durchgeführte Test hat aber eine recht hohe Fehlerquote und sollte deshalb am besten mehrfach durchgeführt werden.
- Bluttest: Durch die Überwachung des Blutzuckerspiegels nach dem Verzehr von Laktose lässt sich eine Laktoseintoleranz über das Blut nachweisen. Wenn die Laktose nicht ordnungsgemäß verdaut wird, kommt es zu keinen signifikanten Blutzuckeranstiegen.
- Dünndarmbiopsie: In seltenen Fällen kann eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen werden, um den Laktosegehalt im Dünndarmgewebe zu messen.
- Selbsttest: Online oder in der Apotheke sind verschiedene Laktoseintoleranztests für zu Hause erhältlich. Oftmals testen diese nicht nur auf eine Laktoseintoleranz, sondern auch auf verschiedene andere Formen von Lebensmittelunverträglichkeiten. Meistens wird dabei ein Testkit zum Entnehmen einer Blut- oder Atemprobe verschickt, die nach dem Zurücksenden im Labor ausgewertet wird.
Behandlung – was tun bei Laktoseintoleranz?
Die schulmedizinische Behandlung der Laktoseintoleranz beschränkt sich oft auf die Symptome. In der Regel werden neben einer laktosereduzierten Ernährung auch Laktaseenzympräparate empfohlen. Das sind rezeptfreie Medikamente, die in Form von Tabletten oder Kapseln erhältlich sind und den Mangel an Laktase ausgleichen.
Als Heilpraktiker setze ich bei der Behandlung der Laktoseintoleranz an der Ursache an. Der Fokus liegt auf der Identifikation des Auslösers und der Bestimmung der Toleranzgrenze. Eine vollständige Dokumentation der verzehrten Lebensmittel und aufgetretenen Symptome spielt dabei eine zentrale Rolle.
Liegt eine primäre Laktoseintoleranz vor, strebe ich eine möglichst laktosereduzierte Ernährung auf Basis der individuellen Toleranzgrenze die wir durch genaue Beobachtung und Befunddokumentation ermitteln, an. So können Betroffene weitestgehend symptomfrei leben, ohne gänzlich auf Milchprodukte verzichten zu müssen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vermeidung von Mangelzuständen. Deshalb bestimmte ich im Rahmen der Therapie einer Laktoseintoleranz auch den individuellen Calcium-Bedarf und gebe bei Bedarf entsprechende Ernährungsempfehlungen aus.
Bei einer sekundären Laktoseintoleranz steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Liegt den Beschwerden eine Entzündung des Darms zugrunde, helfen antientzündliche Maßnahmen und Ernährungsstrategien. Ist die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten, ist die gezielte Gabe von Darmbakterien eine bewährte Therapiemethode. Wird die Ursache beseitigt, kann eine sekundäre Laktoseintoleranz gänzlich verschwinden.
Diese therapeutische Vorgehensweise wird von der evidenzbasierten Medizin nicht unbedingt geteilt. Als Naturheilkundler sehen wir die Dinge aber etwas anders und beschäftigen uns intensiv mit Funktionen des Körpers, so, wie es die Natur vorgegeben hat.
FAQ – häufig gestellte Fragen zur Laktoseintoleranz
Ist eine Laktoseintoleranz heilbar?
Ja, wenn die Laktoseintoleranz durch Infektionen, Entzündungen oder eine gestörte Darmfunktion verursacht wird, lässt sich durch das Beheben der zugrundeliegenden Ursache meist auch die Laktoseintoleranz heilen. Die primäre Form, die durch einen genetisch bedingten Enzymmangel verursacht wird, ist nicht heilbar. Hier ist es nur möglich, das Auftreten der Symptome zu weitgehend zu vermeiden.
Was sollten Betroffene bei einer Laktoseintoleranz nicht essen?
Grundsätzlich sollten Betroffene alle laktosehaltigen Lebensmittel meiden beziehungsweise innerhalb ihrer individuellen Toleranzgrenze verzehren. Dazu zählen alle Milcherzeugnisse: zum Beispiel Käse, Joghurt, Sahne, Quark oder Eiscreme. Zu beachten ist, dass verarbeitete Lebensmittel auch „versteckte Laktose“ enthalten können. Das ist unter anderem bei Backwaren, Soßen und Fertiggerichten der Fall.
Enthält Butter Laktose?
Butter enthält nur sehr geringe Mengen an Laktose, sodass sie von Betroffenen in der Regel problemlos verzehrt werden kann.
Welche laktosefreien Milchprodukte gibt es?
Die meisten Milchprodukte sind auch laktosefrei erhältlich. So gibt es etwa laktosefreie Varianten von Milch, Sahne, Frischkäse oder Joghurt. Dazu wird den Milchprodukten Laktase zugeführt, sodass die enthaltene Laktose schon während der Herstellung in ihre Einzelteile aufgespalten wird.
Was ist der Unterschied zwischen einer Laktoseintoleranz und einer Milchallergie?
Während es sich bei der Laktoseintoleranz um eine Verdauungsstörung aufgrund eines Mangels an Laktaseenzymen handelt, ist die Milchallergie eine allergische Reaktion des Immunsystems auf Proteine in der Milch – etwa Kasein oder Molkenprotein. Neben Magen-Darm-Beschwerden kann es hier auch zu Hautausschlägen und lebensgefährlichen Atembeschwerden oder anaphylaktischen Reaktionen kommen.