Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien
Viele Menschen können ihr Essen nicht unbeschwert genießen. Sie leiden an Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Juckreiz, Ausschlägen oder sogar Atemnot. Solche Beschwerden sind häufig die Folge einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Bestandteile von Lebensmitteln nicht vollständig verdaut oder verstoffwechselt werden können. Die Beschwerden sind vielfältig – genauso wie die auslösenden Mechanismen. Welche Ursachen es für Nahrungsmittelunverträglichkeiten gibt, welche Symptome auftreten können, und warum eine frühzeitige Behandlung bestehender Unverträglichkeiten wichtig ist, erklärt der folgende Artikel.
Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Die Bezeichnung „Nahrungsmittelunverträglichkeit“ ist als Überbegriff zu verstehen, unter den alle Beschwerdebilder fallen, die durch die unzureichende Verdauung oder Verstoffwechselung bestimmter Nährstoffe entstehen. Die Symptome sind oft ähnlich. Die Ursachen und Mechanismen, die hinter den Unverträglichkeitsreaktionen stecken, sind jedoch ganz unterschiedlich.
Für Nahrungsmittelunver
Nahrungsmittelallergien – Immunologische Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Wer an einer immunologischen Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet, kann zwar in der Regel alle Bestandteile seiner Nahrung verdauen, allerdings führen bestimmte Nahrungsbestandteile zu einer Fehlfunktion des Immunsystems. Das Immunsystem erkennt einzelne Bestandteile der Nahrung fälschlicherweise als schädlich an und startet eine Abwehrreaktion. Dabei kann eine Lebensmittelallergie ganz unterschiedliche Beschwerden verursachen, die von Ausschlag, Durchfall und Blähungen bis hin zum Anschwellen der Atemwege und damit verbundener Atemnot und Kreislaufstörungen führen (Erdnussallergie, Sellerieallergie, Meeresfrüchteallergie). Diese Reaktionen, im schlimmsten Fall ein sogenannter anaphylaktischer Schock, können sogar lebensbedrohlich werden.
Nahrungsmittelallergien treten bei rund 5 % der Bevölkerung auf – am häufigsten im Kleinkindalter. Frauen und Mädchen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer und Jungen. Die Allergien lösen sowohl im Magen-Darm-Trakt Beschwerden aus, als auch an der Haut, den Atemwegen und dem Kreislaufsystem. Wenn es gelingt, das Allergen zu identifizieren und zu meiden, kann die Nahrungsmittelallergie bei Kindern in bis zu 50 % und bei Erwachsenen in bis zu 30 % der Fälle wieder völlig verschwinden.
Eine Nahrungsmittelallergie kann Bestandteile jedes Lebensmittels betreffen. Das gilt nicht nur für natürliche Nährstoffe, sondern auch für künstliche Substanzen, wie zum Beispiel Geschmacksverstärker, Süßungsmittel oder Farbstoffe. Zeigen sich Unverträglichkeitsreaktionen auf Zusatzstoffe, handelt es sich meist um pseudoallergische Reaktionen. Das heißt, die Symptome gleichen zwar einer Nahrungsmittelallergie — jedoch lassen sich im Blut keine Allergie spezifischen Antikörper vom Typ IgE nachweisen.
Es gibt auch Autoimmunerkrankungen, die in die Gruppe der immunologischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten zählen. Hier ist in erster Linie die Zöliakie zu erwähnen, bei der das Immunsystem Gluten – ein Protein, das vor allem in Weizen, Gerste und Roggen vorkommt – als gefährlich einstuft und Antikörper produziert. Infolgedessen kann es nicht selten zu Entzündungen und Schädigungen der Schleimhaut des Dünndarms kommen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten – nicht immunologische Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Mit schätzungsweise einem Drittel der in Industrieländern lebenden Menschen macht die Gruppe der nicht immunologischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten den deutlich größeren Teil aus. Hier spielt das Immunsystem keine Rolle. Meistens, aber längst nicht immer,werden die Beschwerden durch einen Enzymmangel verursacht. In diesem Fall ist auch von Nahrungsmittelintoleranzen die Rede.
Wenn bestimmte Enzyme fehlen, kann der Körper einzelne Nährstoffe nicht mehr verdauen. Gelangen Kohlenhydrate unverdaut in den Darm beziehungsweise können sie dort nicht richtig zersetzt werden, verursachen sie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Zu den häufigsten enzymbedingten Unverträglichkeiten – also Nahrungsmittelintoleranzen – zählen die Laktose, Fruktose- und Histaminintoleranz.
Symptome – welche Beschwerden kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit verursachen?
Die Symptomatik der Nahrungsmittelunverträglichkeit ist sehr vielfältig und kann von Mensch zu Mensch enorm variieren. Die Beschwerden können verschiedene Bereiche des Körpers betreffen und in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten. Mögliche Symptome zeigt die folgende Übersicht.
Magen-Darm-Beschwerden
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Durchfall
- Verstopfung
- Übelkeit
- Erbrechen
Hautreaktionen
- Hautausschläge
- Juckende Haut
- Ekzeme
- Rötungen
Atemwegsprobleme
- Niesen
- Husten
- Atemnot
- laufende oder verstopfte Nase
Allgemeine Beschwerden
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Gelenkschmerzen
Welche Beschwerden auftreten, hängt vor allem davon ab, was für eine Art von Lebensmittelunverträglichkeit vorliegt. Schwerwiegende Symptome wie Atemnot treten vor allem bei allergischen Reaktionen auf. Doch auch bei nicht immunologischen Unverträglichkeiten, wie der Histaminintoleranz, kann es zu Atembeschwerden kommen. Bei einer Laktoseintoleranz beschränken sich die Beschwerden meist auf den Magen-Darm-Trakt.
Nahrungsunverträglichkeit frühzeitig entgegenwirken – Leaky-Gut-Syndrom vermeiden
Fast alle Formen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben eines gemeinsam: Sie sind eine Belastung für den Darm. Es wird vermutet, dass Immunreaktionen, Entzündungen sowie Veränderungen der Darmflora zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Darmwand führen können. So können Giftstoffe, unverdaute Nahrungsbestandteile und andere Substanzen in den Blutkreislauf gelangen, was wiederum zu einer Vielzahl von Symptomen und gesundheitlichen Problemen führen kann. In diesem Fall sprechen wir vom „Leaky-Gut-Syndrom“ – auf Deutsch „durchlässiger Darm“ oder auch „löchriger Darm“.
Die Beschwerden, die im Zusammenhang mit dem „Leaky-Gut-Syndrom“ auftreten, sind sehr vielfältig. Betroffene leiden an unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Unwohlsein, Bauchschmerzen, Blähungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder Hautproblemen. Die Symptome bestehen in der Regel schon seit längerer Zeit und lassen sich nicht durch eine organische Ursache begründen.
Eine mögliche Ursache für Beschwerden dieser Art ist eine seit Langem bestehende Nahrungsmittelunverträglichkeit. Wer an den genannten Beschwerden leidet, ohne die Ursache zu kennen, sollte auch Unverträglichkeiten in Betracht ziehen. Um herauszufinden, ob eine Unverträglichkeit besteht, können Betroffene bei ihrem Arzt oder einen Heilpraktiker Lebensmittelunverträglichkeitstest durchführen lassen. Sollte eine Nahrungsmittelunverträglichkeit in Verbindung mit dem Leaky-Gut-Syndrom vorliegen, ist neben der Vermeidung der auslösenden Substanz auch eine Darmsanierung ratsam.
Man sollte aber auch wissen, dass Vieles, was dem „Leaky-Gut-Syndrom“ als Ursache oder Wirkung zugesprochen wird, von der evidenzbasierten Medizin, landläufig Schulmedizin, nicht anerkannt wird.
Behandlung – Nahrungsmittelunverträglichkeit/Leaky Gut entgegenwirken
Der erste Schritt besteht darin, die Nahrungsmittel zu identifizieren, die die Symptome auslösen. Das kann durch ärztliche Diagnose oder gezielte Eliminationsdiäten erfolgen. Das Vermeiden dieser Lebensmittel ist entscheidend, um Beschwerden zu reduzieren.
Steht die Nahrungsmittelunverträglichkeit in Verbindung mit dem Leaky-Gut-Syndrom, werden die Beschwerden nicht nur durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel, sondern auch durch die vermehrte Durchlässigkeit des Darms ausgelöst. Ein Hinweis darauf ist, dass trotz der Vermeidung der auslösenden Lebensmittel weiterhin Beschwerden bestehen. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, der Darmgesundheit gesteigerte Aufmerksamkeit zu widmen, um auch das Leaky-Gut-Syndrom zu behandeln.
Zur Darmsanierung bei Leaky Gut empfiehlt sich allgemein eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, frischem Obst und Gemüse sowie gesunden Fetten und Proteinen ist. Die Einnahme von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln oder probiotikareichen Lebensmitteln wie Joghurt kann vor allem aus Sicht der Naturheilkunde hilfreich sein, um eine gesunde Darmflora zu fördern.
Gibt es Medikamente zur Behandlung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
Für viele Formen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten gibt es Arzneimittel zur Vermeidung und Linderung der Beschwerden. So können Betroffene einer Laktoseintoleranz oftmals mit Laktasetabletten Milchprodukte genießen, ohne sich vor Beschwerden zu fürchten. Zur Linderung von Beschwerden bei Histaminintoleranz gibt es Antihistaminika.
Bei Nahrungsmittelallergien – insbesondere, wenn mit schweren allergischen Reaktionen zu rechnen ist – kann ein Notfallset verschrieben werden, das einen Epinephrin-Autoinjektor (z. B. EpiPen) enthält. Dieses Medikament wird bei schweren allergischen Reaktionen wie Atemnot oder anaphylaktischem Schock eingesetzt und kann lebensrettend sein.
FAQ – häufig gestellte Fragen zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Welche Unverträglichkeitstests gibt es?
Bluttests, wie der RAST-Test (Radioallergosorbenttest) und der Immunglobulin E (IgE)-Test, messen die Menge bestimmter Antikörper im Blut, die in Reaktion auf Nahrungsmittelallergene gebildet werden. Bei Hauttests werden geringe Mengen der verdächtigen Nahrungsmittelallergene auf die Haut aufgetragen, um die Reaktion der Haut zu überprüfen. Um Unverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz oder Fructosemalabsorption zu diagnostizieren, werden vielfach Atemtests verwendet.
Eine gängige Methode, um auslösende Lebensmittel zu identifizieren, ist die Eliminationsdiät. Dabei werden potenziell problematische Lebensmittel aus der Ernährung gestrichen und beobachtet, ob die Symptome verschwinden. Anschließend werden nach und nach einzelne Lebensmittel wieder eingeführt, um festzustellen, welche davon Symptome auslösen.
Wer ist der beste Ansprechpartner für die Behandlung einer Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Der Hausarzt kann eine erste Anlaufstelle sein und Betroffene an Spezialisten des entsprechenden Fachbereichs überweisen. Bei Lebensmittelunverträglichkeiten sind das Allergologen, Immunologen, Gastroenterologen oder Internisten. Neben der Diagnosestellung kann hier auch eine medikamentöse Therapie zur Linderung der Beschwerden verordnet werden.
Betroffene, die sich einen ganzheitlichen Behandlungsansatz wünschen, sind bei einem Heilpraktiker gut aufgehoben. Hier stehen in der Regel eine Analyse der Ernährungsgewohnheiten sowie eine gezielte Anpassung zur Vermeidung der auslösenden Stoffe und Verbesserung der Darmgesundheit im Vordergrund.
Welche sind die häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten?
Die meisten Betroffenen von Lebensmittelunverträglichkeiten reagieren auf Laktose, Fructose, Gluten, Histamin oder Sorbit, ein Zuckerersatzstoff, der aber auch natürlich, z.B. in einigen Obstsorten vorkommt.